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Sehens-werte Orte in Wesel | Station 7

Eisenbahnbrücke am Rhein in Wesel

Brückenpfeiler an der Rheinpromenade Rheinpromenade, 46487 Wesel

Eisenbahnbrücke

Ich stehe auf einem Aussichtspunkt direkt am Rhein. Vor mir an dem Geländer hängen unzählige Schlösser, die mit Namen, Initialen oder Datumsangaben versehen sind. Blicke ich darüber hinweg, sehe ich aus erhobener Position auf den Rhein. Gerade noch fließt das Wasser ungestört dem Meer zu. Doch schon in der nächsten Minute fahren Frachter Güter behäbig flussaufwärts oder geschwind mit leichter Fracht der Nordsee entgegen.

Auf der anderen Seite erkenne ich die Pfeiler einer großangelegten Brückenkonstruktion, die sich in die weite Uferlandschaft des Niederrheins einbettet. Es sind die Reste der historischen Eisenbahnbrücke Wesel.

Sie wurde in den Jahren 1872 bis 1874 von der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (CME) als Teil der Hamburg-Venloer Bahn erbaut und war zur Bauzeit das Bauwerk mit seinen 1950 Metern die längste errichtete Rheinbrücke. Die außergewöhnliche Dimension des Bauwerks war nicht nur der häufigen Hochwassergefahr wegen gewählt worden, sondern auch deshalb, weil das Militär keinen Bahndamm duldete und freie Sicht für die Festung haben wollte.

Die Ziegelsteine wurden während des Baus an Ort und Stelle aus dem bei den Ausschachtungen der Pfeiler gewonnenen Lehm gebrannt. Zeit ihres Bestehens war sie die nördlichste Rheinbrücke in Deutschland.

Beiderseits des Rheins errichtete man im Ersten Weltkrieg zur Verteidigung des Brückenkopfes Wesel Betonbunker.

Ab 1917 existierte in der Nähe der Eisenbahnbrücke eine zusätzliche Straßenbrücke, bis beide Brücken im Verlauf des Zweiten Weltkriegs zerstört wurden. Nur die Straßenbrücke wurde daraufhin wiedererrichtet. Erst 1968 wurden die Reste der beiden Strompfeiler, die die Rheinschifffahrt behinderten, beseitigt.

Schau hin

Wenn wir die Treppe zum Plateau des Stützpfeilers hinaufgestiegen sind, können wir unserem Schauen Weite geben. Ich stelle mir vor, wie einst die Arbeiter die Brückenteile zu einem Gesamtwerk verbanden und so eine feste Verbindung zwischen linker und rechter Rheinseite schufen. Die Menschen werden ihre Freude miteinander geteilt und ausgiebig gefeiert haben.

Die von Menschen angebrachten Schlösser scheinen das verbindliche Miteinander widerzuspiegeln.

Dennoch waren und sind solche Verbindungen zerbrechlich. Bereits beim Bau der Brücke wurde darauf geachtet, vom Miteinander in den Angriffs-oder Verteidigungsmodus zu schalten. Die gesprengten Bunkeranlagen beiderseits des Rheins wollen als Hinweise verstanden werden.

Am Ende werden Verbindungen für immer gelöst, zum eigenen Schutz, wie am Ende des 2.Weltkrieges, als die Brücke gesprengt wurde, um den alliierten Truppen den Übergang über den Rhein zu erschweren oder weil sich diese Brücke bereits in Friedenszeiten als unrentabel herausgestellte und keine große Rolle im regionalen, noch im überregionalen Verkehrsnetz gespielte. An dieser Stelle gilt es hinzuschauen auf die Schlösser: Haben alle noch Bestand oder finden sich einige, die zwar noch da hängen, aber bereits ihres Erinnerungswertes beraubt sind?

Was macht eine Beziehung fest, was leert eine Beziehung aus. Was könnte helfen, alten Verbindungen neuen Glanz zu geben?

Ein letzter Blick auf die linke Rheinseite: Dort erkenne ich die langsam ansteigenden Pfeiler der ehemaligen Brücke. Wo einst die Züge fuhren, ist nun Ruhe eingekehrt. Die Natur erobert die Überbleibsel gefeierter Ingenieurkunst. Ein einmaliges Biotop ist entstanden für Tiere und Pflanzen. Es will in Ruhe gelassen werden, um sich weiterzuentwickeln.

Winfried Junge

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