Ökumenischer Kirchentag in Wesel

Sehens-werte Orte in Wesel | Station 9

Dorfkirche in Bislich

Dorfstraße 2, 46487 Wesel

DorfkircheBislich

In Bislich gibt es zwei Kirchen von sehr unterschiedlichem Alter. Auch wenn wir uns der evangelischen Dorfkirche zuwenden, so ist darauf hingewiesen, dass die katholischen Schwesterkirche am Deich auf ein wesentlich höheres Alter zurückschauen kann. Die Bauzeit der Kirche St. Johannes d. Täufers zu Bislich dürfte um die Mitte des 12. Jahrhunderts anzusetzen sein. Schon um 1188 n.Chr. werden ein „Decanus in Bislike“ und im Jahre 1184/1200 das Kirchspiel Bislich genannt. Im Schatten der katholischen Kirche St. Johannes waren die evangelischen Christen darauf angewiesen, ihre Gottesdienste in den Häusern ihrer Gemeindeglieder zu feiern. Aber es gab auch Ausnahmen. Auch in den Anfängen lebte bereits der Ökumenische Gedanke: So wurden vom katholischen Priester des Ortes den Evangelischen Mitchristen für eine Trauerfeier Stühle ausgeliehen. Bereits 1727 hatte die kleine evangelische Kirchengemeinde 30 000 Ziegelstein für den Kirchbau erworben, doch das Bauvorhaben verzögerte sich. Man einigte sich schließlich darauf, die Kirche an anderer Stelle zu errichten und stellte in der entscheidenden Sitzung am 16. Juni 1729 fest, dass man in der Lage war, „ein Kirchlein, darin der ordentliche Gottesdienst gehalten werde, zu erbauen, und da der Ort, wo das Gebaud stehen soll, bei hiesigem Kirchdorf in unsrem reformierten Schulmeisters-Garten als der bequemste und sicherste Ort dazu, durch aller Gemeinsglieder Zustimmung ausersehen und erwählet worden, so hat man unanimiter [=einmütig] beschlossen, mit deren Bau in Gottes Namen diesen Sommer den Anfang zu machen“. Nach relativ kurzer Bauzeit konnte die Ev. Kirche, die mit einem Kostenumfang von 2763 Reichstalern errichtet wurde, im Jahre 1729 vollendet werden, woran noch die schon erwähnte 96x77 cm große Steintafel im Kircheninnern hinweist. Il) Dabei fällt freilich die lateinisch auf der Tafel angegebene Bauzeit von drei Monaten [haec sacra domus trium mensium spacio exstructa et consumata= dieses hl. Haus wurde im Zeitraum von drei Monaten errichtet und vollendet] auf. Eine ursprünglich in einem kleinen Dachreiter befindliche Glocke, im Jahre 1730 von Jean Petit gegossen, vervollständigte das Kirchengebäude. Die Kanzel wurde aus der Gegend um Kalkar gestiftet.

Schau hin

Wie hieß es beim Plan der Turmerneuerung am 27. Mai 1901: „Schon aus dem Reformationsjahrhundert stammend, hat sich diese kleine Diasporagemeinde trotz ihrer Armut bis heute in ungefähr gleichbleibender Stärke tapfer behauptet. Ihren Mittelpunkt besitzt sie in dem bescheidenen, mitten im Dorf gelegenen Kirchlein, das im Jahre 1729 unter großer Opferwilligkeit der Gemeindeglieder und unter reichlicher Unterstützung durch die niederrheinischen und holländischen Glaubensgenossen gebaut worden ist.

Wenn wir den Deich in Richtung des Ortskerns in Bislich verlassen, dann lohnt es sich, einen Moment innezuhalten und die Kirche St. Johannes zu betrachten. Die überwiegend aus Tuffstein gebaute Kirche vermittelt einen Eindruck von Beständigkeit und schützender Stärke.

Die anderen Gebäude, die ebenfalls dort anzutreffen sind, halten gebührenden Abstand zu ihr. Gehen wir weiter, dann nehmen die Häuser zu und ein weiterer kleiner Kirchturm verrät, dass es sich bei dem Gebäude um eine Kirche handelt. Anstelle des Tuffsteins sind hier die Ziegel aus grauer Vorzeit zu erkennen, die wie handgemachte Glaubenszeugnisse mit Mörtel zusammengehalten werden.

Ansonsten ist alles überschaubar, sowohl die Ausmaße der Kirche als auch ihr schlichter Baustil. In drei Monaten Bauzeit blieb halt wenig Zeit, anspruchsvolle Fassaden auszugestalten. Auch die Fenster sind schlicht und sorgen, wenn die Sonne genügend scheint, für einen hellen Raum im Inneren.

Neben der Kirche schließt sich schon das nächste Gebäude an. Wo heute ein Pflegedienst die Räumlichkeiten nutzt, war vor dem Leerstand eine Diskothek. Noch früher trafen sich die Bewohner von Bislich, um dort ausgelassen zu kegeln. Schräg gegenüber ist eine Gaststätte mit einem großen Saal, der auch heute für viele große Feierlichkeiten übers Jahr genutzt wird.

Ihr gegenüber stehen Wohnhäuser getrennt durch die Straße, die zum Deich führt.

Gerade das macht ihren Charme aus: Sie ist nah am Leben und im alltäglichen Leben verwurzelt. Standfest gemauert bleibt sie sich treu bei dem, wozu sie Raum anbietet: Gott die Ehre zu geben.

Fast schon verschwenderisch muten da der Kirchturm und die mit Kupferblech eingefasste Eingangstür an. Sie weisen in die Neuzeit hinein, wo es möglich wurde, sich selbstbewusster zu zeigen.

Sieht so das Zukunftsmodell von Kirche aus?

Sieht so auch unser gelebter Glaube aus?

Aber auch: Wie gehen wir mit religiösen Minderheiten um und wo wäre es hilfreich, Menschen in ihrem Glauben zu unterstützen?

Winfried Junge

DorfkircheBislich

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